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"FENDT-END"
Ausstellungsbeitrag zu "Rebellion des gemeinen Mannes.500 Jahre Bauernkrieg" in der Kunsthalle Vogelmann (Heilbronn) 2025

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Gesellschaftspolitische Veränderungsprozesse laufen gelegentlich aus dem Ruder und eskalieren in Gewalt, sowohl von Seitender „Aufständischen“, als auch von Seiten der Staatsmacht.
In diesen Konflikten spielt immer auch die „Macht der Bilder“ eine nicht unwesentliche Rolle: Bunte Fahnen, öffentliche Aufmärsche und blutige Eskapaden wie die „Weinsberger Blut-Ostern“ auf Seiten der rebellischen Bauern wurden bei den Bauernrevolten um 1525 beantwortet mit diplomatischen Gesten und notfalls mit drastischer Gewalt, die als symbolische Abschreckung funktionieren soll. Nur so ist die öffentliche Praxis der grausamen Hinrichtungen in diesem Zusammenhang zu verstehen, sowohl im Fall Jäcklein Rohrbach als auch bzgl. der Hinrichtung von Jörg Ratgeb.
Symbolische Bilder spielen in der modernen Medien-Öffentlichkeit nach wie vor eine zentrale Rolle im Ringen um die Diskurs-Hoheit: Ikonografische Bilder entscheiden oft über die Richtung, die die „öffentliche Meinung“ nimmt und beeinflussen so die Politik.
Politische Akteure, die die öffentliche Meinung für sich gewinnen wollen, versuchen daher immer kraft-
volle (Presse-)Bilder zu liefern, die ihre Interessen im Bild verdeutlichen. Bei den Auseinandersetzungen 2023 um die Belastungen der Landwirtschaft durch Abschaffung des Diesel-Privilegs haben die empörten Bauern versucht, durch ein starkes Bild ihre politische Macht zu demonstrieren, Mittel der Wahl waren Traktoren-Demonstrationen, mit denen sie vielerorts den Verkehr lahm legten. Der Traktor wurde damit zu einem Macht-Symbol, der ambivalente Gefühle bei der Bevölkerung und den Politiker*innen auslöste. Bei den Sympathisant*innenen der Landwirte war er positiv als Bild der Stärke konnotiert, bei den Kritiker*innen der „Bauern-Proteste“ bewirkte er Ärger und Wut.
Aktuelle Politik versucht Konflikte möglichst gewaltfrei zu regeln, drastische Hinrichtungen zur Abschreckung werden zumindest außerhalb medialer Praxis nicht mehr praktiziert, Jörg Ratgeb würde heutzutage bestenfalls in talk-shows verbal zerlegt werden.
Das Bild eines „gevierteilten Traktors“ thematisiert die teilweise irrationalen Emotionen, mit denen aktuelle gesellschaftliche Konflikte aufgeladen werden und die Dimension des dahinter schwelenden Gewaltpotentiales, das zunehmend den gesellschaftlichen Zusammenhalt unterminiert.
Dieses Bild wurde in der Ausstellung um eine konstruktive Alternative ergänzt: Mit meinem „noch-nicht-institut“ praktiziere ich seit einigen Jahren u.a. konkrete Diskurs-Formate, die gesellschaftliche Konflikte auf konstruktive Weise angehen sollen. Das Veranstaltungsformat „Dialog-Kultur“ kann einen geschützen Raum bieten , um exemplarisch einen herrschaftsfreien Dialog (vgl. Habermas, David Bohm) zu Konflikt-Themen zu ermöglichen, hier die Frage nach den finanziellen Interessen der Landwirtschaft im Spannungsfeld
zu Interessen des Klimaschutzes und der gesunden Ernährung. Die Veranstaltung wurde aufgezeichnet und auf einem Monitor neben dem Traktor präsentiert

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