Der engliche Begriff „current“ bedeutet als Adjektiv „gegenwärtig“, als Substantiv hat er jedoch auch die Bedeutungv on „Strömung“, beispielsweise eines Flusses oder der Elektrizität. Im deutschen Sprachgebrauch taucht der Begriff auch als „Kurrent“ in Zusammenhang mit dem Phänomen der Schreibschrift auf, also einer Schrift die „im Fluss bleibt“.
Eine derartige Schrift ist Ausgangspunkt meiner Installation auf einem funktionslosen Brückenpfeiler in der Flussmitte des Neckars bei Bad Cannstatt. (Rest des gesprengten alten Mühlsteiges)
Ein Firmenschriftzug aus Blech, der sinnigerweise den Namen „Fischer“ darstellt, ausgeführt in einer Laufschrift im Stil der 50er-Jahre, wurde von mir dekonstruiert und seine Einzelteile neu zusammengesetzt zu einer abstrakten „Wellenformation“.
Die gestisch-zeitliche Handlung der fliessenden Schreibbewegung wird dadurch als räumliche Form manifest,. Sie lässt keinen sprachlichen Sinngehalt mehr erkennen, stattdessen macht sie nun das Phänomen des Fliessenden sichtbar. Dieses „im Fluss sein“ als Übergangs-Zustand zwischen Turbulenz und Erstarrung kann durchaus auch als Handlungsmaxime in chaotischen Zeiten angesehen werden im Sinne des bekannten „Be water-Ratschlages“ des Kampf-Künstlers Bruce Lee: „ Empty your mind, be formless, shapeless — like water. Now you put water in a cup, it becomes the cup; You put water into
a bottle it becomes the bottle; You put it in a teapot it becomes the teapot. Now water can flow or it can crash. Be water, my friend.“
Das Bewahren der Unruhe im geschmeidigen Fliessen , wie es das Wasser uns lehrt , ist vielleicht eine Möglichkeit Unsicherheit und Stagnation als notwendige Elemente des „im Flusse seins“ zu integrieren.
Der ausgediente Brückenpfeiler, der seit der Sprengung des alten Mühlsteiges „sinnfrei“ in der Flussmitte steht, wird damit zum Träger einer Botschaft des Flusses, die in unruhigen Zeiten durchaus Sinn macht.